Mittwoch, 13. April 2016

Wenn Madame Kassandra die Fassung verliert

Das Theater Bagage aus dem Hemshof ist mit seinem neuen Stück „Drunner und Driwwer“ am Samstag in Maudach zu sehen – Premiere in Maxdorf ein Erfolg

MAUDACH/MAXDORF. Der Akteur als Akteur: Eine doppelte Herausforderung haben die Schauspieler des Theater Bagage am vergangenen Samstag bei der Premiere ihres Stücks „Drunner und Driwwer“ im Carl-Bosch-Haus in Maxdorf mit Bravour gemeistert. Da ein Stück im Stück gespielt wurde – mit Generalprobe und Premiere – übernahm jeder quasi zwei Rollen. Am Samstag feiert das Stück in Maudach seine Ludwigshafener Premiere.

Verläuft die Generalprobe alles andere als glatt, sollte die Premiere eigentlich der Knüller werden. Doch beim Ensemble der „Kleinen Bühne Quetschenbach“ ist der Wurm drin. Denn auch die Premiere ihres neuen Stücks läuft aus dem Ruder. Das Theater Bagage bringt die Komödienfarce „Drunner und Driwwer“, im Original „Nichts als Kuddelmuddel“ von Jürgen Hörner, auf die Bühne und feiert dabei gleich zwei Premieren. Die des eigenen Stücks und die der „Kleinen Bühne Quetschenbach“. So dreht sich der erste Teil von „Drunner undDriwwer“ um die Generalprobe des Ensembles und der zweite widmet sich der ersten Aufführung des Stücks rund um die geheimnisvolle Madame Kassandra und deren Zukunftsdeutungen aller Art“.

Für die Zuschauer ist es teils eine Herausforderung, dem Wechsel zwischen den Rollen zu folgen. Wann ist der Schauspieler im Stück Schauspieler, wann Privatmann? Die Darsteller wechseln fließend zwischen den Rollen. In beiden Parts gibt es zwischenmenschliche Beziehungen und demzufolge auch doppelt so viele Verwicklungen und doppelt so viel Zwist. Da war das „Drunner und Driwwer“ vorprogrammiert und das Publikum gefordert.

Im Laufe des Abends lernt man die Charaktere kennen. Jolanthe spielt die Madame Kassandra, eine stets über die Bühne schwebende Wahrsagerin, die ihr wahres Ich in temperamentvollen Wutausbrüchen über ihren Spatzel verrät. Reni Rohe-Haberfellner wechselt gekonnt zwischen ihren beiden Rollen hin und her.

Besagter Spatzel, der Regisseur bei der „Kleinen Bühne Quetschenbach“ und gleichzeitig Fensterputzer im Stück, sorgt mit seinem Techtelmechtel mit Tilda für jene Temperamentsausbrüche. Siegfried Kralik, der die Doppelrolle verkörpert, ist den ganzen Abend hindurch mit den verschiedenen Gefühlswallungen beschäftigt – und souverän im stetigen Rollenwechsel.

Einziger ohne Doppelrolle ist Michael Swietlicki, der Bühnentechniker Erich, der aber Chaos für Drei verbreitet, weil er Requisiten verschwinden lässt und auf nichts vorbereitet ist.Michael Swietlicki sorgt damit für ganz viele Lacher beim Publikum.

Den Running Gag des Stücks liefert Joachim Kotter, der als Fred zu viel in die Schnapsflasche schaut und demzufolge seine Figur Werner Buchfink am Ende nur noch im Lallton spielen kann. „Psst, Text?“ – sein stetiger Hilferuf an die etwas verschlafene Souffleuse Lilli alias Astrid Sturm, am Sonntag von Sabine Asal-Frey verkörpert, hört man auch in der Pause unter den Zuschauern. Die haben übrigens einiges zu lachen im Stück. Da wird das ein oder andere Taschentuch benötigt, um die Lachtränen wegzuwischen.

Die Augen werden im zweiten Akt noch etwas feuchter, als es zur Premiere des Stücks der „Kleinen BühneQuetschenbach“ kommt und nun gar nichts mehr nach Plan verläuft. Die aufgeregte Tilda alias Frau Buchfink und im echten Leben Martina Milnazikkämpft mit ihrer nervösen Blase und die Haarpracht von Frau Säuberlich geht verloren oder war es doch die Frisur von Gitti, gespieltvon Christine Wiebauer? Welche der vier Rollen der beiden Schauspielerinnen eigentlich die hysterischere ist, ist kaum noch auszumachen.

Die Zuschauer biegen sich auf jeden vor Lachen und scheinen am Ende des Stücks beim Defilee der Schauspieler erst mal nicht zu wissen, ob sich da oben nun das Ensemble von Quetschenbach oder das der Theater Bagage verabschiedet und welches Stück denn nun zu Ende ist. Leider sind es dann doch beide und die Lacher haben bedauerlicherweise ein Ende. Die Fan-Gemeinde der Theater Bagage ist mit diesem Abend sicherlich noch einmal gewachsen. (uln)