Freitag, 12. Mai 2006

Echte Helden sind unsterblich

Mundart-Theater Bagage glänzt mit der Komödie "Das Ding der Nibelungen"

Vor langer, langer Zeit. Siegfried von Xanten (Ralf Bengel), junger Spross aus dem edlen Geschlechts der Wälsungen und Drachentöter in spe, besitzt all die Eigenschaften, die einen strahlenden Helden ausmachen: Er ist groß. Und er ist blond. Zugegeben, viel mehr hat der etwas tapsige, unbeholfene und - freundlich formuliert - geistig eher geradlinige Recke in Ausbildung nicht zu bieten, aber wie gesagt: Es reicht aus. Finden zumindest die germanische Schicksalsgöttin Werdandi (Sabine Asal-Frey) und Helena (Martina Braun), eine bekannte altgriechische Diva, derenthalben in grauer Vorzeit der trojanische Krieg ausgebrochen war.

Beide heuern einen Talentsucher und Dichter, Dieter von B. (Siegfried Kralik) an, auf das er den Ruhm des Helden und der Götter besinge und somit unsterblich mache - was auch dringend nötig scheint, schließlich hatte die Aufmerksamkeit für das nordische Pantheon in letzter Zeit doch arg nachgelassen.

Mit der Komödie "Das Ding der Nibelungen", wirft das Mundart-Theater Bagage einen herrlich respektlosen Blick auf eines der größten mittelalterlichen Epen und versammelt ein liebenswert-schräges Panoptikum schwer auf dem Arbeitsmarkt vermittelbarer Helden. Das Oberhaupt der Burgunder, König Gunther, (fabelhaft: Uwe Hörner, der auch Regie führte) wäre sicher der große Star einer Pariser Varieté-Show, das Regieren dagegen scheint ihm ein eher unliebsamer Zeitvertreib. Auch beugt er sich nur notgedrungen dem Protokoll und wirbt um die Hand der kämpferischen Amazone Brunhild (Reni Rohe-Haberfellner).

Giftzwerg Alberich (Gerhard Gimpel) überragt die anderen fast um Haupteslänge ("Zwerg ist bloß 'n Uzname"), Hagen (Hans Peter Michel), so zeigt eine dramatische Rückblende, der als Säugling "zwischen Babyklappe und Gelber Tonne" aufgefunden wurde, trug scheinbar bereits bei der Geburt eine Augenklappe. Ein göttlicher Spaß, den das Theater Bagage hier in Szene gesetzt hat. Das Premierenpublikum im voll besetzten Maudacher Gemeinschaftssaal war vollauf begeistert.